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Der Klimawandel schreitet voran. Vieles muss sich ändern – und zwar schnell. Dr. Susanne Bieker sorgt am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe dafür, dass Politik, Verwaltung und Wirtschaft dabei an einem Strang ziehen – in Pilotprojekten, die zeigen, wie Klimaanpassung in Städten funktioniert…

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„Transformation ist das große Thema unserer Zeit“, sagt Susanne Bieker. Die Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, sind riesig. In der Energiepolitik, in der Mobilität, beim Wohnen, im Klimaschutz und bei der Anpassung unserer Lebensräume ans Klima der Zukunft: Überall sind Veränderungen gefragt, die Akteure auf den unterschiedlichsten Ebenen betreffen. Die Bundesrepublik, die Länder, die Kommunen, die Privatwirtschaft, wir alle müssen mitziehen.

Eine echte Herkulesarbeit

Häufig fehlen allerdings standardisierte Prozesse und Erfahrungswerte, erklärt Susanne, auf die man sich bei dieser Herkulesarbeit stützen könnte. „Da ist viel Unsicherheit auf kommunaler Ebene.“ Wer wann was tut: Das muss erst mühsam gemeinsam ausgetüftelt werden. Will sich etwa ein Quartier gegen Hitze oder Hochwasser wappnen, ist gute Kommunikation gefragt, Offenheit und Vertrauen. Und ein Networking, das es den unterschiedlichen Disziplinen leicht macht, in wichtigen Fragen zu kooperieren.

Am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe schiebt Susanne darum unter anderem Projekte an, in denen Klimaanpassungsmaßnahmen erarbeitet werden. Ihre Forschungsergebnisse könnten eine Art Blaupause dafür sein, wie man die dringend nötigen Transformationen vor Ort am besten anpackt.

Der rote Faden? Vernetzung!

Sie selbst steckt schon seit Beginn ihres Raumplanungsstudiums tief im Thema. Und Vernetzung: Das zieht sich wie ein roter Faden durch ihre berufliche Laufbahn. „Die unglaubliche Interdisziplinarität des Fachs hat mich besonders angesprochen“, erzählt sie.

Soziologie, VWL, Umweltökonomie: Das Fach Raumplanung deckt tatsächlich ein weites Feld ab. Aber Susanne wollte noch mehr wissen. Nach ihrem Diplom war sie eine Weile lang im Bereich Consulting tätig, wo sie sich mit den Auswirkungen demografischer Entwicklungen auf Raum, Wirtschaft und die Menschen beschäftigte. An der TU Darmstadt promovierte sie anschließend im Fachbereich Bauingenieurwesen und Geodäsie. „So kam der technische Hintergrund dazu“, sagt sie.

Als Post-Doc an der TU erforschte sie, wie man in schnell wachsenden Städten eine passende und vor allem nachhaltige Infrastruktur aufbaut – Ansätze, die so konkret waren, dass sie in China umgesetzt werden konnten. Bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ in Eschborn arbeitete sie für neben der Politikberatung auch für die Melinda Gates Foundation. Seit rund sechs Jahren ist Susanne in der Abteilung für Nachhaltigkeit und Infrastruktursysteme des Fraunhofer ISI angestellt. Ihr Schwerpunkt: Transformations- und Innovationssysteme im Bereich Wasser, Mobilität und Energie – mit Blick auf urbane Räume.

„Ich brenne für meine Themen!“

„Mir ging es schon immer darum, einen Beitrag dazu zu leisten, die Lebensqualität in Städten zu erhöhen“, sagt sie, „ich brenne für meine Themen.“ Am Fraunhofer ISI schätzt sie besonders, an ganz konkreten, umsetzbaren Projekten arbeiten zu können. Auch der interdisziplinäre Ansatz bei Fraunhofer passt bestens zu ihrem Profil. „Sieben Abteilungen beschäftigen sich hier mit Innovationssystemen, in jeder Abteilung sind die unterschiedlichsten Expertisen und Erfahrungen versammelt.“

Psycholog:innen, Materialwissenschaftler:innen, Chemiker:innen, Ingenieur:innen und Sozialwissenschaftler:innen arbeiten mit ihr zusammen, erzählt sie. „Die unterschiedlichen Perspektiven auf die Fragestellungen finde ich sehr bereichernd. Wenn man wie ich disziplinübergreifend in der angewandten Forschung zusammenarbeiten will, ist man hier genau richtig.“

Jeden Tag neue Herausforderungen

In ihrem Alltag ist sie im ständigen Austausch mit ihren Kolleg:innen, besucht digitale Meetings und Netzwerktreffen, betreut studentische Arbeiten, schreibt Texte. „Jeden Tag gibt es neue Herausforderungen, Konstellationen, Akteure und Informationen. Das macht es spannend.“ Und doch: Die Projekte, an denen sie forscht, sind knifflig, die Umsetzung kostet Zeit. Braucht sie viel Geduld in ihrem Job? „Geduld ist nie falsch!“, sagt sie, gibt aber zu: „Ich würde Geduld allerdings nicht als meine größte Stärke beschreiben. Aber vielleicht Ausdauer.“ Wichtig sei es, einen langen Atem zu haben, neugierig zu sein, nachzuhaken, wenn man etwas nicht verstanden hat und auch mal unbequeme Fragen zu stellen.

Wichtig: Neugier!

Als Projektleitung hat sie natürlich eine ganz besondere Rolle im Team. „Ich weiß in vielen Themen nicht so viel wie meine Kolleg:innen. Das ist okay. Die einen arbeiten eher in die Tiefe, die anderen in die Breite. Und es braucht immer jemanden, der eine andere Flughöhe hat und alle miteinander verbindet.“

Ihr Tipp für Schüler und Schülerinnen, die noch nicht wissen, wo´s langgehen soll: „Die Ausbildung ist nicht unwichtig, aber nur der erste Schritt. Man sollte einfach mal mutig sein, die eigene Blase verlassen, Leute ansprechen und etwas ausprobieren.“ Auch Auslandsaufenthalte empfiehlt sie sehr: „Es ist immer spannend, in andere Kontexte reinzuschauen, sich mal umzugucken, den Horizont zu erweitern.“

Hohe Ansprüche, viel Know-How

Das Thema Transformation beschäftigt sie übrigens auch privat: Denn sie hat vor fünf Jahren zusammen mit Freunden ein Mehrfamilienhaus gekauft, Baujahr 1900, energetischer Zustand: herausfordernd. Ihre Freunde sind ebenfalls vom Fach. Und trotzdem ist es schwierig, die richtigen Schritte in der richtigen Reihenfolge zu finden. Wo kommt der Baum hin? Was tun mit dem versiegelten Hof? Und woher die Handwerker nehmen? Die Herausforderungen der Transformation: Sie lauern einfach überall!

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